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#iranelection: you lose!

15.06.2009 by Thomas Knapp 4 Kommentare

Über Twitter (#iranelection) vor allem, aber auch über andere Kanäle (eigene Websites, Flickr, Facebook) macht sich die Jugend Teherans der Welt verständlich. Sie beklagt dass ihnen eine Wahl gestohlen wurde.Sie informieren wie Welt über die Proteste gegen das Wahlergebnis. Informationen die sonst kaum an die (westliche) Öffentlichkeit gekommen wären. Wenn etwa CNN die längste Zeit kaum über die Ereignisse berichtet, und erst durch Twitter (#CNNfail) dazu gebracht wird, massiv über den Iran zu berichten (siehe derstandard.at), illustriert dies sehr schön, und wird wohl auch für Journalisten und Journalismus-Theoretiker noch länger ein interessantes Fallbeispiel bleiben.

Allerdings finden nicht alle Tweets unkritisch Niederschlag in den Medien. So berichtete einer der am stärksten wahrgenommene „Twitterer“ (sagt man so?) StopAhmadi vor 14 Stunden von Panzern in Teheran. Auch wenn andere dann schrieben, dass die Meldung „confirmed“ sei (was ohne Quellangabe viel heißt), es gibt keine Bilder und keine Medienberichte (!) von Panzern. Was, 14 Stunden nachdem sie aufgetaucht sein sollen (vor dem Innenministerium), recht ungewöhnlich ist. Es sei denn, es waren nie Panzer da. Selbstverständlich kann man nicht sagen, wo in der Kette (StopAhmadi muss ja auch von irgendwo Infos bekommen) ein Fehler/Irrtum passiert ist, oder gelogen wurde. Aber dies ist ein Fallbeispiel dafür, dass man die Informationen via Web 2.0 noch um einiges kritischer sehen muss, als die der „alten Medien“. Tweets können faszinierend und spannend sein, doch zu ihrer Verifizierung müssen rückwirkend die „alten Medien“ herhalten (nach dem Motte „es hat ja doch gestimmt!“), wie man zB an dem Beispiel von Tweets aus der Universität sieht.

Denn die „Informanten“ haben politische Interessen. Sie informieren das Ausland bewusst, in der Hoffnung, Druck auf ihr Regime zu erzeugen. Da klingt es selbstverständlich gut, wenn das Regime Panzer gegen zivile Proteste einsetzt. Ihre Hoffnung ist inzwischen die einer Revolution. Aber Mir Hossein Mousavi ist kein „Revolutionsführer“ (Anführungszeichen, um die Bezeichnung von der für den Iran üblichen Verwendung abzugrenzen).

Gerüchte, vielleicht auch bewusst gestreute Lügen, halten die Hoffnung aufrecht. So heißt es seit gestern immer wieder, das Militär habe sich für neutral erklärt, oder sei zumindest gespalten. Auch das Gerücht dass der ehemalige Staatspräsident Rafsandjani als Vorsitzender des Expertenrates daran arbeite, in selbigem eine Mehrheit für die Abwahl von Ali Chamene’i als Staatsoberhaupt zu finden, macht die Runde. Die Tatsache dass Chamene’i und später auch Ahmadinejad, der gestern mit tausenden Menschen seinen Sieg feierte, wird als Nervosität/Panik interpretiert. Hier entsteht eine Eigendynamik, die den Beobachter direkt in eine völlig falsche Beurteilung der Lage verleitet.

Im wesentlichen weiß man (Wissen das durch mehr als einen Tweet und hundert Re-Tweets gestütz ist) sehr wenig, außer dass Ahmadinejad vom Innenministerium als Wahlsieger bekannt gegeben wurde, und es seither Proteste in den größeren Städten, vor allem in der Hauptstadt Teheran, selbstverständlich auch an den Universitäten, gibt. Hingegen deutet nichts darauf hin, dass diese Protestbewegung bestand hat. Sie hat noch nicht einmal einen Anführer, nur jemand, den sie gerne als Anführer hätte (bzw. gern als Präsident gehabt hätte). Es deutet weiters nichts auf eine Solidarisierung weiterer Bevölkerungsschichten mit den Protestierenden hin. Auch gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass Ahmadinejad und Chamene’i nicht zu jeder Zeit Herr der Lage gewesen wären.

Es wird keine Revolution geben. Die Frage ist, wie lange die Proteste noch dauern, und wie (un)blutig sie enden. So leid es mir tut, das scheint die einzig realistische Beurteilung der Lage zu sein.

Kategorie: Knapp kommentiert Stichworte: Iran, Journalismus

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Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Christian Kucklick meint

    15.06.2009 um 21:02

    Die Frage nach der tatsächlichen Identität von Twitterern aus Regionen, in denen klassische Medienvertreter zensiert und restriktiert werden, halte ich für genauso wichtig du für die Seriösität von Nachrichten.Hab mir dazu in meinem Blog soziolot auch Gedanken gemacht:http://soziolot.de/2009/06/twittern-twitterer-i…

    Antworten
  2. Clemens Lerche meint

    15.06.2009 um 21:44

    im wired eine andere einschätzung zur lage (massenbewegung, ja), zustimmung zur kritischen beurteilung der tweets etchttp://www.wired.com/dangerroom/2009/06/irans-t… gruss clemens

    Antworten
  3. narzisse meint

    16.06.2009 um 10:14

    Das Problem mit Leuten wie dir ist das Problem unserer Generation. Die Generation Prekär. Da wo die Generationen vor uns gehandelt haben wird jetzt aufgegeben. Aufstehen!

    Antworten
  4. Thomas meint

    16.06.2009 um 14:04

    Aufstehen und? Und welche Generation vor uns (du wirst wohl kaum die 68er meinen, die sind ja doch schon länger her) hat wie gehandelt?

    Antworten

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