1965 wurde Ferdinand Weinhandl zum korrespondierenden Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Zwei Jahre früher hatte der ordentliche Professor für Psychologie und Pädagogik an der Universität Graz das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse erhalten. Der Grazer Philosoph war also zweifellos ein anerkannter und renommierter Wissenschaftler. 20 Jahre davor sah die Welt für den gebürtigen Judenburger deutlich anders aus.
Damals durchlebte er eine “Zeit ärgster Erniedrigung”, ist in der Festschrift zu seinem 70. Geburtstag zu lesen. Der Herausgeber Johann Fischl schreibt darin über die schwerste Zeit in der wissenschaftlichen Karriere Weinhandls. Er sei „auf Weisung der englischen Besatzungsmacht“ entlassen worden, da „Berufungen durch die nationalsozialistischen Regierungsstellen“ nicht anerkannt wurden. Fischl beklagt, dass es in dieser Zeit „solche Mitmenschen gab, die sein so hartes Los noch durch allerlei Anschuldigungen zu erschweren suchten.“
Fischl kann damit eigentlich nur Anschuldigungen betreffend Weinhandls Verhältnis zum Nationalsozialismus meinen. Es waren also nicht irgendwelche Anschuldigungen. Sie waren auch nicht so nebulös, wie es bei Fischl klingt. Vor allem aber waren die Anschuldigungen, dass Ferdinand Weinhandl ein überzeugter und engagierter Nationalsozialist gewesen sei, eines ganz besonders: wahr.Weiterlesen…